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Immunsystem

Leishmaniose – die oft unterschätzte Tropenkrankheit

Veröffentlicht am:20.06.2025

5 Minuten Lesedauer

Sie ist in vielen warmen Reiseländern verbreitet: Leishmaniose wird durch winzige Sandmücken übertragen und kann zu schweren Infektionen führen. Was hinter der Tropenkrankheit steckt und wie man sich schützen kann.

Eine blonde Frau streichelt an einem tropischen Strand einen Hund am Kopf.

© iStock / Mystockimages

Was ist eine Leishmaniose?

Die Leishmaniose ist eine Infektionskrankheit, die von der Word Health Organization WHO zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglectet Tropical Diseases, NTD) gezählt wird. Diese treten vor allem in ärmeren Regionen der Welt auf und betreffen Menschen, die keinen Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung haben. In Deutschland erkranken vor allem Menschen, die sich im Urlaub oder auf Reisen mit der Leishmaniose angesteckt haben.

Es gibt mehr als 20 verschiedene Arten von Leishmanien. Diese Einzeller (Protozoen) nisten sich in den Zellen eines Wirtstieres ein und vermehren sich dort parasitär. Häufig sind dies Nagetiere, Hunde und Katzen, je nach geografischer Region können auch Faultiere, Ameisenbären oder Gürteltiere mit Leishmanien infiziert sein.

Die Leishmaniose ist eine sogenannte Zoonose, eine Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Überträger des Erregers ist die weibliche Sandmücke, eine Unterart der Schmetterlingsmücke. Sticht die Mücke ein infiziertes Tier oder einen infizierten Menschen, nimmt sie den Leishmaniose-Erreger auf und gibt ihn beim nächsten Blutsaugen weiter.

Die WHO schätzt die Zahl der jährlichen Neuinfektionen mit Leishmaniose beim Menschen auf 700.000 bis eine Million weltweit.

Allerdings erkrankt nur ein kleiner Teil der Menschen, die sich mit dem Erreger infizieren, tatsächlich an einer Leishmaniose. Die Erkrankung ist oft heilbar, wenn sie früh erkannt und behandelt wird.

Da die Leishmaniose nicht meldepflichtig ist, gibt es keine genauen Zahlen zu Infektionen oder Krankheitsfällen in Deutschland. Das Risiko, sich hierzulande anzustecken, ist äußerst gering, da die Sandmücke in Deutschland als Überträger nicht vorkommt. Betroffen sind vielmehr Reisende, die sich in tropischen Gebieten mit der Leishmaniose anstecken können.

Symptome der Leishmaniose: verschiedene Typen

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Beginn der Symptome, kann Wochen bis Monate dauern. Leishmaniose-Erreger befinden sich teilweise sogar über Jahre im Körper eines Menschen, ohne eine Erkrankung auszulösen. Bei einer Immunsuppression, also einer Schwächung des Immunsystems, beispielsweise als Folge einer HIV-Infektion oder einer Krebstherapie, können Infizierte auch noch lange nach der Ansteckung an der Leishmaniose erkranken. Die Krankheit zeigt sich beim Menschen in drei verschiedenen Formen, die je nach Gattung der Leishmanien und Region unterschiedlich gehäuft auftreten:

Kutane und mukokutane Leishmaniose

Die kutane Leishmaniose (CL) ist die häufigste Form. Infektionen kommen fast ausschließlich in Amerika, im Nahen Osten, in der Mittelmeerregion und im zentralasiatischen Raum vor. Mehrere Wochen oder Monate nach dem Stich einer infizierten Sandmücke bildet sich ein Knoten auf der Haut, der zu einem flachen Geschwür von etwa fünf Zentimetern Durchmesser heranwächst.. Betroffen ist die Haut um die Einstichstelle, meist das Gesicht, der Nacken, Arme oder Beine. Die Hautveränderungen (Läsionen) selbst sind schmerzlos, aber langwierig. Diese Geschwüre heilen nach einigen Monaten von selbst ab, hinterlassen jedoch Narben.

Die kutane Leishmaniose kann sich auch über das Lymph- oder Blutsystem im gesamten Körper verteilen und die Schleimhäute von Nase, Rachen und Mund befallen. Dann spricht man von der mukokutanen Leishmaniose.

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Viszerale Leishmaniose (VL) oder Kala-Azar

Die meisten Fälle viszeraler Leishmaniose, auch Kala-Azar genannt, treten laut WHO in Indien, Brasilien und Ostafrika auf. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel mehrere Wochen bis Monate. Die Infektion befällt vor allem innere Organe wie Leber, Milz, Darm, Nieren und Knochenmark. Die Betroffenen leiden unter Fieberschüben und starkem Gewichtsverlust, Leber und Milz sind vergrößert. Unbehandelt kann es zu Blutarmut, Organversagen und innerhalb von wenigen Jahren zum Tod führen.

Leishmaniose beim Hund

Wie der Mensch muss auch ein infizierter Hund nicht zwangsläufig erkranken, kann in Risikogebieten als sogenannter Wirt die Leishmanien jedoch über einen Stich der Sandmücke weitergeben.

Doch wenn er erkrankt, zeigt die Leishmaniose beim Hund ähnliche Symptome wie beim Menschen:

  • Hautveränderungen an den Einstichstellen
  • Geschwüre auf der Haut
  • Schwäche, fehlender Appetit und Gewichtsverlust

Je früher der Hund gegen Leishmaniose behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Für Hunde gibt es verschiedene Impfstoffe gegen Leishmaniose. Diese bieten allerdings keinen vollständigen Schutz vor einer Infektion. Wer seinen Hund mit auf Reisen in ein Risikogebiet nimmt, sollte ihn nicht nur vor Hitze schützen, sondern auch vor den Stichen der Sandmücke. Dafür gibt es unter anderem speziell imprägnierte Hundehalsbänder.

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Leishmaniose: Diagnose, Behandlung und Prävention

Der Verlauf der Leishmaniose hängt von der Form der Erkrankung und von der Stärke des Immunsystems ab. Schwere Formen wie die viszerale oder die mukokutane Leishmaniose müssen dringend behandelt werden, weil sie unbehandelt fast immer tödlich verlaufen. Die kutane Leishmaniose kann von selbst oder mithilfe von Medikamenten ausheilen. Bei der Vorbeugung ist es vor allem wichtig, eine Übertragung durch die Sandmücke zu vermeiden.

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Die winzig kleine Sandmücke auf menschlicher Haut. Sie saugt Blut mit ihrem Stechrüssel.

© Scott Camazine / Alamy Stock Foto

Wer in ein Leishmaniose-Risikogebiet reist, sollte sich mit einem guten Mückenschutzmittel vor den Stichen der Sandmücke schützen.

Leishmaniose-Risiko: Auslandsreisen und Importhunde

Leishmanien sind weltweit verbreitet, in ländlichen tropischen oder subtropischen Gebieten kommt die Leishmaniose oft endemisch, also dauerhaft gehäuft, vor. Für Menschen in Deutschland stellt die Leishmaniose, je nach Reiseland, ein potenzielles Risiko dar. Aufgrund der langen Inkubationszeit bringen Reisende, die in einem der Risikogebiete unterwegs waren, den Erreger möglicherweise mit nach Hause, ohne es zu ahnen.

Ein weiteres Risiko geht von Hunden oder Katzen aus, wenn sie mit verreisen oder aus einem Endemiegebiet nach Deutschland importiert werden, beispielsweise Hunde aus einem Tierheim im Ausland. Diese Tiere können bereits infiziert sein, wenn sie ins Land kommen. Bei ihnen muss die Leishmaniose nicht einmal ausbrechen. Dennoch sollten Sie einen importierten Hund tierärztlich untersuchen und auf Erkrankungen wie Leishmaniose testen lassen.

Sehr selten kann es zu einer Übertragung der Leishmaniose zum Beispiel über Bluttransfusionen kommen. Deshalb ist Blutspenden nach Fernreisen erst eine gewisse Zeit nach der Rückkehr wieder möglich. Die Erreger können auch bei einer Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.

Wie wird Leishmaniose erkannt?

Patientinnen und Patienten mit ungewöhnlichen Symptomen sollten in der ärztlichen Praxis immer über Reisen in tropische Gebiete berichten, selbst wenn diese schon Monate oder Jahre zurückliegen. Die Hausärztin oder der Hausarzt kann gegebenenfalls in eine tropenmedizinische Praxis überweisen.

Die Diagnose der Leishmaniose stützt sich auf die Anamnese, das Reiseland und das typische Krankheitsbild. Da die viszerale Leishmaniose vor allem die inneren Organe betrifft, ist die Diagnosestellung umfangreicher, es können verschiedene Testverfahren angewandt werden, um den Parasit nachzuweisen.

Wie wird Leishmaniose behandelt?

Bei Patientinnen und Patienten mit kutaner Leishmaniose und wenigen Läsionen auf der Haut ist eine Behandlung nicht immer notwendig, weil sie in der Regel von selbst abheilen. Bestehen sie schon länger, werden die betroffenen Stellen lokal behandelt. Für Betroffene mit zahlreichen Läsionen am ganzen Körper bietet sich eine systemische Therapie mit Medikamenten an.

Die Behandlung der viszeralen Leishmaniose ist weitaus komplexer und sollte immer stationär, also in einem fachlich dafür ausgerichteten Krankenhaus erfolgen.

Prävention: Wie kann ich mich vor Leishmaniose schützen?

Impfungen für den Menschen gibt es derzeit nicht. Daher ist es besonders wichtig, die Übertragung der Leishmaniose durch den Stich der Sandmücke, die besonders in der Dämmerung und in der Nacht aktiv ist, zu vermeiden. Menschen, die in tropische oder subtropische Länder reisen oder sich dort dauerhaft aufhalten, können dazu beitragen, indem sie

  • ihre Haut durch langärmlige Kleidung bedecken,
  • ein wirksames Insektenschutzmittel auf die Haut auftragen,
  • auch in Innenräumen Insektenschutzmittel nutzen, um Sandfliegen abzuwehren,
  • mit geschlossenen Fenstern schlafen sowie
  • feinmaschige Fliegengitter und speziell imprägnierte Moskitonetze nutzen, um die winzig kleinen Sandmücken abzuhalten.

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