Organe
Vorhofflimmern: unangenehmes Herzrasen
Veröffentlicht am:24.11.2022
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 02.05.2025
Vorhofflimmern kann mit unangenehmen Beschwerden wie Herzrasen einhergehen. Je nachdem, was hinter der Herzrhythmusstörung steckt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

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Wenn der Vorhof schneller schlägt
Elektrische Impulse steuern unseren Herzschlag. Das Signal dafür geht von einer Ansammlung spezieller Zellen in der Wand des rechten Vorhofs des Herzens aus, dem sogenannten Sinusknoten. Die Impulse des Sinusknotens gelangen durch spezielle Reizleitungsbahnen zum sogenannten Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) und von dort durch bestimmte Bahnen in die Herzkammern. Beim Vorhofflimmern laufen jedoch ungerichtete Erregungen der Muskelzellen durch die Vorhöfe.
Normalerweise schlägt das Herz mit einem Ruhepuls von 60 bis 90 Schlägen pro Minute, so wie es der Sinusknoten vorgibt und in die Herzkammern weiterleitet. Beim Vorhofflimmern schlägt der Vorhof jedoch viel schneller, mit mehr als 300 Schlägen pro Minute. Von diesen Schlägen wird nur ein Teil in die Herzkammern weitergeleitet. Die Folge: Das Herz schlägt unregelmäßig und zu schnell, oft mit einem Puls von 100 bis 160 Schlägen pro Minute.
Statt sich regelmäßig zusammenzuziehen, zittern – flimmern – die Vorhöfe also nur noch unkontrolliert. So können die Vorhöfe ihrer Aufgabe, die Herzkammern zu füllen, nicht mehr nachkommen. Es gelangt weniger Blut in die Herzkammern und durch den zu hohen und unregelmäßigen Puls nimmt auch die Schlagkraft der Herzkammern ab. Die Herzleistung sinkt.
Persistierendes und permanentes Vorhofflimmern
Man unterscheidet zwei Arten: Beim vorübergehenden (paroxysmalen) Vorhofflimmern verschwinden die Symptome nach einigen Stunden oder Tagen wieder. Vorübergehendes Vorhofflimmern kann einmalig bleiben, aber auch immer wieder erneut auftreten oder dauerhaft werden. Hält das Vorhofflimmern länger an, dann spricht man von persistierendem Vorhofflimmern (länger als sieben Tage) oder dauerhaftem (permanentem) Vorhofflimmern.
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Symptome von Vorhofflimmern
Betroffene empfinden Vorhofflimmern oft so, als würde das Herz rasen oder stolpern. Herzstolpern und Herzrasen sind typische Symptome. Weitere Symptome sind:
- unregelmäßiger und beschleunigter Puls
- Schwindel
- Brustschmerzen
- Angst und Unruhe
- Atemnot
- allgemeines Schwächegefühl
- kurzzeitig auftretende Bewusstlosigkeit
Viele Menschen haben allerdings anfangs gar keine Symptome – 50 bis 87 Prozent der Betroffenen. Man spricht hier von der asymptomatischen Verlaufsform.
Die Ursachen von Vorhofflimmern
Vorhofflimmern kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie:
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Koronare Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
Risikofaktoren für Vorhofflimmern sind:
- Alkoholkonsum
- Rauchen
- Diabetes mellitus Typ 2
- starkes Übergewicht
- nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
Vorhofflimmern als Folge von Bluthochdruck
Es gibt beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren. Die wichtigsten sind hohes Alter und Bluthochdruck: Etwa 60 Prozent der Patientinnen und Patienten mit langjährigem Bluthochdruck haben auch Vorhofflimmern. Häufig ist Vorhofflimmern auch eng mit dem eigenen Lebensstil verbunden.
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Welchen Einfluss der Lebensstil auf Vorhofflimmern hat
Bestimmte Lebensmittel können Vorhofflimmern auslösen – üppige Mahlzeiten zum Beispiel, die für den Körper schwer verdaulich sind. Eine große Gefahr geht auch von Alkohol aus. Bereits einmalige Alkoholexzesse können selbst bei noch jungen Menschen kurzfristig Vorhofflimmern auslösen. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht in jedem Fall das Risiko, Vorhofflimmern zu bekommen. Wer regelmäßig raucht, hat ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken und auch Übergewicht erhöht die Wahrscheinlichkeit. Für Ihre Herzgesundheit können Sie also viel tun. Dazu gehören Maßnahmen wie:
- mehr Bewegung
- Übergewicht reduzieren
- mit dem Rauchen aufhören
- den Alkoholkonsum reduzieren
- ausgewogene und salzarme Ernährung
- Stress vermeiden oder gezielt für Entspannung sorgen
Diese Tipps helfen auch dabei, die Symptome oder mögliche Begleiterkrankungen – wie etwa eine Herzschwäche – zu lindern.

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Ist Vorhofflimmern gefährlich?
In den allermeisten Fällen besteht bei dieser Herzrhythmusstörung keine akute Lebensgefahr. Langfristig können sich aber bestimmte Folgeerkrankungen entwickeln, die möglicherweise größere Beschwerden verursachen und auch die Lebenserwartung einschränken. Vor allem ist das Risiko für Schlaganfälle und eine Herzschwäche erhöht. Die Herzkammern müssen durch die eingeschränkte Pumpfunktion der Vorhöfe mehr leisten, damit der Körper ausreichend mit Blut versorgt ist. Diese Überlastung kann auf Dauer zu einer Herzschwäche führen oder eine bestehende Herzschwäche verschlimmern. Da die Vorhöfe nicht mehr ausreichend pumpen, kann sich dort das Blut stauen. Es können sich leichter Blutgerinnsel (Thromben) entwickeln. Wird ein Gerinnsel über den Blutkreislauf in das Gehirn geschwemmt, kann es dort ein Gefäß verschließen und einen Schlaganfall auslösen. Im schlimmsten Fall endet dieser tödlich.
Es ist daher wichtig, bei Symptomen von Vorhofflimmern (unter anderem Herzrasen, unregelmäßiger Puls) die Hausärztin oder den Hausarzt aufzusuchen. Über ein Elektrokardiogramm (EKG) stellen Ärzte und Ärztinnen fest, ob ein Vorhofflimmern vorliegt. Sie können gegebenenfalls die entsprechende Behandlung einleiten. Liegt dem Vorhofflimmern eine behandelbare Ursache zugrunde – zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine undichte Herzklappe –, wird diese therapiert. Ansonsten sollte das Vorhofflimmern direkt behandelt werden.
Vorhofflimmern: Welche Behandlungen gibt es?
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Alle zielen darauf ab, die Herzfrequenz oder den Herzrhythmus zu kontrollieren. Meist wird die herzfrequenzkontrollierende Behandlung bevorzugt, da sie einfacher durchzuführen ist und ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen hat. Die Wahl der Behandlung ist aber im Einzelfall von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem vom Lebensalter, von der Art und Dauer des Vorhofflimmerns und davon, ob belastende Symptome vorliegen, beziehungsweise ob diese durch eine Frequenzkontrolle beherrscht werden können.
Mögliche Behandlungen sind:
- Verordnung von Medikamenten, die die Herzfrequenz (Geschwindigkeit) kontrollieren: Sie werden meist mit Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung kombiniert, um das Risiko für Schlaganfälle zu senken. Dabei wägt die Ärztin oder der Arzt das Schlaganfallrisiko gegen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Blutungen ab. Hierfür gibt es erprobte Berechnungen und Punktwerte, mit denen sich die Risiken berechnen lassen.
- Verordnung von Medikamenten, die die Gleichmäßigkeit des Herzschlags erhalten: Um den Herzschlag in seinen normalen Rhythmus zurückzuversetzen, gibt es zwei Möglichkeiten: durch einen elektrischen Impuls (Elektrokardioversion) oder durch Medikamente, die sogenannten Antiarrhythmika. Ob Sie ein Antiarrhythmikum einnehmen sollten und welches für Sie geeignet ist, weiß Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Manche Wirkstoffe sind beispielsweise nicht geeignet, wenn Ihr Herz bereits geschwächt ist.
- Elektrokardioversion: Mit einem gezielten Stromstoß wird das Herz wieder in den richtigen Rhythmus gebracht. Anschließend bekommen die Betroffenen in der Regel Medikamente zur Herzrhythmuskontrolle, um Rückfälle zu vermeiden.
- Katheter-Eingriff: Der Bereich im Inneren des Herzvorhofs, der für das Flimmern verantwortlich ist, wird über einen Herzkatheter verödet. Meist wird hierfür Radiofrequenz verwendet. Setzt der Sinusknoten mit dem richtigen Herzrhythmus nicht ein, benötigen die Patienten oder Patientinnen anschließend möglicherweise einen Herzschrittmacher.
Herzgesundheit in Zahlen
Haben Sie das gewusst?
- 108 Minuten warten Frauen bei einem Herzinfarkt im Durchschnitt länger als Männer, bis sie den Rettungsdienst rufen.
- Mehr als 90 Prozent der Menschen, die mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus kommen, überleben ihn.
- Etwa 400.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an Bluthochdruck – also zwei bis drei Prozent. Bei adipösen Kindern ist das Risiko erhöht.
Im Artikel erwarten Sie weitere erstaunliche Fakten zur Herzgesundheit. Sie erfahren außerdem, wie wichtig Routineuntersuchungen für Ihre Herzgesundheit sind – und was Sie selbst für ein gesundes Herz tun können.
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